Joanneumsviertel Graz / Neue Galerie _ Naturkundemuseum _ Landesbibliothek
Die Erweiterung eines historischen Gebäudes impliziert eine Reflexion über seine Transformation in Raum und Zeit. Das Ensemble des Joanneums in seinem aktuellen Zustand ist das Resultat dreier verschiedener Gebäude aus verschiedenen Epochen mit unterschiedlichen Nutzungen. Wie reagiert man mit einer zeitgenössischen Erweiterung, die jedem einzelnen seinen Stellenwert einräumt, gleichzeitig aber deren Zugänge und neue räumliche Notwendigkeiten einheitlich löst?
Unser Vorschlag begnügt sich mit einem einzigen klaren und direkten Eingriff, der in der urbanen Umgebung praktisch verschwindet und damit das Ensemble gleichzeitig in das Stadtbild zurückholt. Wird das historische Zentrum von Graz besonders wegen seiner Dachlandschaft geschätzt, so entwickelt sich dieses Projekt im Gegensatz dazu direkt unter dem Boden: Wir beschränken uns auf das Errichten einer neuen mineralischen Oberfläche, eines Teppichs, der sich über den ganzen Zwischenraum der historischen Gebäude erstreckt und unter sich die neuen Räume mit den gewünschten Funktionen beherbergt. Diese Entscheidung hebt sowohl die Wertschätzung der historischen Gebäude hervor als auch die neue Architektur der Erweiterung.
Der neue Platz wird von diversen runden Öffnungen perforiert, azentrischen Glaskegeln, die Licht in die darunter liegenden Räume bringen. Der größte zentral gelegene Kegel bildet den Haupteingang des Ensembles. Das Hauptfoyer ist zugleich das Bindeglied der neuen Räume: Shop, Veranstaltungssaal, Ausstellungsfläche der Multimedialen Sammlung und Freihandbereich der steiermärkischen Landesbibliothek sowie gleichzeitig neuer Erschließungsbereich zu den existierenden Gebäuden. Im kulturhistorischen Museum, dem Naturkundemuseum und der Landesbibliothek wird eine Intervention durchgeführt, die respektvoll mit deren architektonischen Eigenschaften umgeht und die Innenräume nur minimal modifiziert, ohne das äußere Bild und Volumen zu verändern. In einem zweiten Untergeschoß befindet sich das umfangreiche Archiv der Landesbibliothek Steiermark.
Der neue “Mineralteppich“ zwischen den drei Bestandsgebäuden schafft einen neuen innerstädtischen Platz und fördert so eine öffentliche und kulturelle Institution wie das Joanneum die Kommunikation zwischen Kunst, Stadt und Gesellschaft ganz im Sinne Ihres Gründerstifters.
Naturkundemuseum / Landesbibliothek